Shimsal-(Steilwand)-Tal

25.06.2012 16:09

 

 
Inhalt:
 
- Steilwand-Fahrt
- Shimsal-Tal
- Geissen-Peter
 
Steilwand-Fahrt
 
Das Tal dass wir gerade befahren ist so schmal dass wir die Einfahrt glatt zwei mal verpasst haben. Richtet man seinen Blick aus der Ferne zu den sogenannten "Kathedralen", einer Bergkette welche vom Dorf Passu märchenhaft vom breiten, mit Kies gefüllten, Flussbett empor in den Himmel steigt, so erkennt man den Taleingang nach Shimsal kaum. Die Bergkette ist sehr zerklüftet und hat in verschiedenen Reihen hunderte spitze Gipfel. Wei ein Haifisch-Gebiss mit endlosen Zahnreihen thront diese Bergkette über dem oberen Hunza-Tal. 
 
Eine lange Hängebrücke führt über den Hunza hinein in den engen Schlund. Der enge Pfad führt uns seit einer Stunde an Steilwänden entlang. Links geht es senkrecht nach oben. Der Fels leuchtet gelb-braun im Sonnenlicht welches im tosenden Fluss zu unserer Rechten schimmert. Oftmals ist der Pfad sehr eng und Fridolin passt gerade noch durch. Dir Höhe unserer Dachaufbauten zwingen uns immer wieder an den äussersten Rand der Strasse, direkt an den Abgrund welcher manchmal mehrere hundert Meter in die Tiefe führt. Wir diskutieren mehr als ein mal die hiesige Strassenbaukunst. Mörtel, Zement oder gar Asphalt sind hier Fremdwörter. Mehrere Steine werden an der steilen Felswand aufeinander geschichtet bis eine genügend breite Ebene erreicht wird um einen geeigneten Pfad zu errichten. Ziemlich beängstigend, aber wir haben auch en gutes Vertrauen. Sogar "Ober-Höhen-Schisshase" Giger meistert die Strasse, auch für mich, sehr erstaunlich gut. Ich habe keine grossen Mühen, auch wenn ich vom Seitenfenster direkt in die Tiefe blicken kann oder muss.
 
Die Hängebrücken die uns von Zeit zu Zeit die Talseite wechseln lassen sind ebenso eine Bemerkung wert. Ohne Last haben die Brücken die Form eines verkehrten Smilie's, wenn aber eines der Autos auf die Hänebrücke fährt wird diese drastisch gebogen und formt eine Wellenlinie.
 
Wir treffen auch auf eine typisch Pakistanische Fussgänger-Hängebrücke. Diese besteht aus fünf Stahlseilen und hat als Trittfläche halbierte Baumäste welche wenn man Glück hat alle 50-100cm in die Stahlseile gespannt sind. Perfekte Therapie für Höhenangst-Patienten!!!!!!
 
 
Shimsal-Tal
 
Mit ins Shimsal-Tal fährt ein weiterer Toyota Landcruiser. Das belgische Paar Tachna und Michiel wollten sich die abenteuerliche Fahrt hier her nicht entgehen lassen. Mark hat auf meinem Beifahrersitz platz genommen, denn sein Riesenbaby hätte garantiert nicht auf die Strasse gepasst. ;)
 
Das Ende der Strasse wird vom Dorf Shimsal markiert und dieses befindet sich noch im Winterschlaf so scheint es. Idyllisch liegt das Dorf auf einer grünen Anhöhe über dem nun urplötzlich breiten Flussbett. Überall blühen Kirsch- und Aprikosenbäume in voller Pracht. Die aus Flusssteinen gebauten, einfachen Häuser sind von Kilometer langen Stein-Zäunen umgeben. Dieses ausgeklügelte Netz von Flussstein-Mauer mit Dornbusch-Toren soll die Nutztiere von Feldern und Haus und Hof fern halten.
 
Wir campieren auf einem grünen Fleck an einem der Flussarme, gemütlich zwischen Dornbüschen. Die Landschaft um uns herum ist wie so oft in Pakistan bizarr. Der Frühling steht noch in den Kinderschuhen und so zeigt sich die Natur in verschiedenen Braun- und Grautönen abgewechselt mit vereinzelten grünen Flecken, Aprikosenblüten und dem stahlblauen Himmel. 
 
Im Hintergrund sehen wir Schneeberge, rechts und links von uns sind gewaltige Sand- und Fels-Hügel welche von der seismischen Aktivität dieser Gegend zeugen. Überall sind Abgangzonen von riesigen Felsrutschen zu sehen. Ein zerklüfteter Canyon führt dem Fluss entlang in beide Richtungen des Tal's. Überwältigend.
 
 
Geissen-Peter
 
Am kommenden Morgen bringt uns Adajep frische Parotha zu unserem Schlafplatz und lädt uns zu einer Tasse Chai in sein Haus ein. Wir folgen der Einladung und sind entzückt vom kleinen Fleck Land welches von Adajep's Haus und Umschwung eingenommen wird. 
 
Die Milch für den Tee wird frisch von einer Ziege gemolken und später mit Parotha serviert. Als Gegenleistung helfen wir Adajep bei der Anpflanzung von Kartoffeln da er wegen uns in Verzug geraten ist. Seine Felder liegen hübsch auf einer Anhöhe umgeben von Aprikosenbäumen. Wasserkanäle leiten das Wasser geschickt zu den Feldern. 
 
Eine sehr romantische Lebensweise, zumindest im Sommer. Und kaum ist dieser Gedanke in mein Kopf geflogen beginnen sich die Wolken zusammen zu ziehen. Ein grimmiger Wind zieht auf und bringt zuerst Schnee dann Schneeregen mit sich. Wir flüchten uns in mein "Wohnzimmer-Zelt" und geniessen später das Nachtessen beim zurückkehrenden Sonnenschein, zusammen mit Adajep im Freien. Wir haben ein verflucht gutes Leben hier. Ei Ei Ei.
 

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