Rettungsaktion

25.06.2012 16:28

 

 
Inhalt:
 
- An die Schaufeln
- Schritt für Schritt
- Seilziehen
- Startet der Motor?
- Bienen-Haus
 
 
An die Schaufeln
 
Am letzten Abend wurde in der Dorf-Moschee von Hussaini, dem kleinen Dorf neben der Unfallstelle, die Nachricht der gestrandeten Touristen verbreitet. Freiwillige wurden aufgefordert Pakistans "Gästen" zu helfen. (Mann stelle sich dies mal in Europa vor??!!)
 
Und so kommt es dass bereits um sieben Uhr in der Früh die ersten Helfer mit Schaufeln bewaffnet am Unfallort eintreffen. Gegen Mittag zähle ich gut 30 bis 40 Mann, welche alle Ihren Beitrag zum anstrengenden Bergunsversuch leisten. Unglaublich die Solidarität welche uns hier ohne WUnsch auf Bezahlung entgegen gebracht wird.
 
Gemeinsam tragen wir die Strasse genügend weit ab, buddeln Löcher unter den liegenden Rädern und schieben schwere Steine zur Seite. In der Zwischenzeit werden in vier grosse Felsbrocken Löcher gebohrt um Stahlanker zu versenken, welche als Anzugspunkt für die Seilwinden dienen.
 
 
Schritt für Schritt
 
Mit Sameena befestige ich den Kühlschrank und andere Dinge im umgekippten Lastwagen, damit diese keine weiteren Beschädigungen anrichten können, währenddessen draussen eine 16-Tonnen Seilwinde am Lastwagen-Rahmen befestigt wird.
 
Zur Sicherung und Unterstützung montierenMark und ich noch unsere kleinen 1.6-Tonnen Seilwinden an verschiedenen Haltepunkten.
 
Schritt für Schritt heben sich die neun Tonnen, bis die Seilwinden am Ende des Hebelpunktes sind. Gut 50 Zentimeter liegt nun die Kabine in der Luft und wir können einen Balken am unteren Ende befestigen. Mit drei Wagenhebern wird die Kabine weiter angehoben und mit Steinen nach und nach gesichert. 
 
Die grosse Seilwinde montieren wir nun über die ganze Kabine um einen höheren Ansatzpunkt zu erlangen, doch viel Kraft können wir hier nicht ansetzen da sonst die Kabine in Ihre Einzelteile zerlegt wird. 
 
Die Wagenheber bewegen den Lastwagen Zentimeter für Zentimeter zum ersehnten Kipp-Punkt. Die Steinmauer welche das ganze Gewicht immer wieder Sichert wächst und wächst und ist mir nicht mehr ganz geheuer.
 
Seilziehen
 
Seit zehn Stunden arbeiten wir uns so Schritt für Schritt vorwärts. Der Lastwagen steht nun 45Grad zur Böschung. Bald sollte der Kipp-Punkt erreicht sein.
 
Die Männer montieren ein weiteres Seil am Rahmen und alle werden zum ultimativen Seilzug-Wettbewerb gerufen. Es stehen 20 Männer gegen einen Lastwagen.
 
"one, two, threeeeeee", Alle ziehen, und tatsächlich, zwanzig Männer machen den Unterschied und die neun Tonnen kippen langsam zum Boden. "YIIIHAAAAAAAA" Der erste Meilenstein ist erreicht!!!
 
 
Startet der Motor?
 
Diese Frage stellen sich alle am nächsten Morgen als wir gemeinsam den Motor überprüfen. Wir stellen sicher dass kein Öl in die Verbrennungskammer geraten ist, füllen die Bremsflüssigkeit auf und retten noch etwas Diesel wovon aber der Grossteil (350l) ausgelaufen ist. (Sorry Greenpeace... )
 
Der Motor dreht, aber startet nicht. Offenbar kommt kein Diesel in die Verbrennungskammer. Ursache ist eine gebrochene Dieselfilter-Halterung. Ich fahre mit Mark und Michel ins 40km entfernte Sost um einen Ersatz zu finden. Als wir zurück kommen steht der Lastwagen bereist am Karrakorum-Highway. 
 
Ein temporärer Bypass des Filters hat den Motor erfolgreich zum starten gebracht. Die Freiwilligen Helfer haben eine Zweitstrasse und Rampe gebaut um auf die originale Strasse zu gelangen. Es mussten sogar zwei grosse Felsbrocken gesprengt werden um den grossen LKW wieder auf die richtige Spur zu bringen. WOW. Vor zwei Tagen hätte ich nicht geglaubt dass ich diesen Lastwagen wieder auf den Beinen äää Räder sehe. :)
 
 
Bienen-Haus
 
Alle packen nun an um den stark demolierten Lastwagen wieder flott zu kriegen. Die Türen der Wohnkabine werden ausgebeult und gangbar gemacht. Wir reparieren Fenster mit Plexiglas oder schliessen diese mit Holz. Ich reorganisiere das Dach, montiere neue Kisten und repariere eine Dachluke.
 
Im inneren werden die Möbel wieder an Ort und Stelle verankert, das Wasser und Elektrosystem repariert und natürlich eingeräumt. Die Kabine versuchen wir so gut es geht wieder zurecht zu biegen, haben aber kaum erfolg. Unser neuer Dieselfilter wird mit einer neuen Halterung und einer Toyota-Schraube (etwas Stolz darf sein ;) montiert. 
 
Es geht zu wie in einem Bienen-Haus. Alle sind emsig am arbeiten und versuchen das "Familien-Haus" wieder wohnbar zu machen. Zwischendurch stehen wir per Satellit in Kontakt mit China um unsere Durchfahrt neu zu organisieren. 
 
Ein unglaublicher Effort, aber bereits in der dritten Nacht schläft die ganze Familie wieder in Ihrem "Haus"! Wer hätte das gedacht...
 
 

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