Peshawar

27.05.2012 10:31

 

 
Inhalt:
 
- Peshawar
- Rose Hotel
- Altstadt-Bummel
- Auto-Bazaar
- Schmuggler-Bazaar
- Fazit
 
Peshawar
 
Nach mehreren Telefonaten und anderen Abklärungen waren wir überzeugt dass die momentane Sicherheitslage in einer der wildesten Städte Asiens einen Besuch zulässt.
 
Peshawar liegt am Fusse des berühmten Khyber-Passes welcher nach Afghanistan führt. Peshawar, eine der ältesten Städte Asiens ist umrundet von den Stammesgebieten, den sogenannten Tribal-Areas der Pashtunen und Waziris. Afgahnistan ist nur einen Steinwurf entfernt und so besteht heute ein grosser Teil der hiesigen Bevölkerung aus Afghanen. Riesige Flüchtlingscamps, ausgelöst durch die verschiedenen Kriege in Afghanistan, wachsen stetig in den Vororten Peshawars.
 
Über den Khyber-Pass wird alles was sich verkaufen lässt geschmuggelt. Jede erdenkliche Art von Waffen, Drogen und Wertgegenstände wird über den historischen Pass in die pakistanische Grossstadt gebracht und gewinnbringend auf dem "Schmuggler-Bazaar" verkauft. 
 
Der Einfluss von Polizei und Armee in Peshawar ist beschränkt und in den umliegenden Stammesgebieten beinahe inexistent. Die hochexplosive Mischung aus beschränktem Polizeieinfluss, florierendem Schmuggel und immer wieder aufflammenden Stammes-Feten, bringen diese Stadt immer wieder negativ in die Medien.
 
Momentan sei aber alles ruhig und wir können ohne Bedenken einen Ausflug in diese pulsierende Stadt wagen.
 
Rose Hotel
 
Vor Abfahrt haben Sam, Mark und ich einen Salwaar Kameeze erstanden und kleiden uns für Peshawar wie die einheimischen. Das zweiteilige Gewand besteht aus einer riesigen Pluderhose welche mit einer Kordel um die Hüfte gebunden wird. Das Oberteil ist ein Überdimensionales Hemd welches bis zu den Knien reicht. Das luftige Gewand ist sehr bequem und trotz brütender Hitze relativ angenehm zu tragen.
 
Ein Minibus fährt uns für sFr. 2.20 die gut 130 Kilometer auf der europäisch ausgebauten Autobahn nach Peshawar. Mit einem Tuk-Tuk lassen wir uns ins Rose-Hotel bringen. Am Eingang stehen zwei finster drein blickende Wachen mit Schrotflinten. 
 
Die ersten Eindrücke sind ziemlich heftig. Eigentlich unterscheidet sich Peshawar nicht besonders von anderen Grossstädten wie Lahore oder Rawalpindi, aber der Ruf eilt dieser Stadt voraus und ich kann mich noch nicht vollkommen wohl fühlen.
 
 
Altstadt-Bummel
 
Die Hotelangestellten sind sehr um unsere Sicherheit besorgt und setzen uns in ein Tuk Tuk und geben dem Fahrer genauste Anweisungen. Wir sind auf dem Weg zu "Prince", einem wohl bekannten, sehr skurrilen, Reiseführer.
 
Das traditionelle Kostüm dass Prince zur Feier einer Blumen-Show trägt ist ultrakomisch. Der sympathische Guide lädt uns zum Tee ein und führt uns in einige Sicherheitsregeln ein. "Bleibt nicht zu lange an einem Ort", "Lasst euch nicht in längere Gespräche verwickeln", "Seid immer in Bewegung und lasst niemanden Wissen wo Ihr hin geht" etc.! Seine Worte tragen nicht sehr zur allgemeinen Stimmung bei muss ich zugeben.
 
Als wir dann aber in die Altstadt flanieren und uns endlich die Bäuche füllen können, sieht die Welt wieder ganz anders aus. Wie in ganz Pakistan sind uns auch in Peshawar grundsätzlich alle Menschen sehr freundlich eingestellt. Überall werden wir wie gewohnt zum Tee eingeladen, überall werden wir mit einem Lächeln und einem "A salaam aleikum" gegrüsst. Mit jedem Schritt fühl ich mich wohler und wohler bis die unbewusste "Angst" vollkommen verfliegt. 
 
Wir sehen uns historische Wohnhäuser mit schön detaillierten Holzschnitzereien an. Wir laufen durch die Bazaare der Altstadt, trinken Tee zusammen mit älteren Pasthunen in traditionellen Teehäusern und geniessen einen Bananen-Milchshake an der lauten Hauptstrasse die zu unserem Hotel führt.
 
 
 
Auto-Bazaar
 
Bevor es dunkel wird wollen wir uns einen der Auto-Bazaare anschauen, welcher direkt um die Ecke liegt. Peshawar ist berühmt für die unerschöpfliche Verfügbarkeit von Autoteilen. Und meine lieben Freunde, so etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Gebrauchte Motoren, so weit das Auge reicht, sechs, sieben stöckige Bürogebäude vollgestopft mit Autoteilen, vom Blinker zur Stossstange, vom Reifen zum Getriebe etc.! Hier liegend tausende von Autos säuberlich auseinander gebaut und in verschiedenen Sektoren aufgereiht. DER HELLE WAHNSINN.
 
Die drei Touristen auf dem Bazaar sind bald bekannte Gesichter, denn mehr als ein mal verlaufen wir uns in den wirren der Gassen. Kaum ein Händler bietet uns kein Tee an und so zieht sich unser Bummel in die Länge. Wer braucht schon Touristen-Attraktionen wenn es einen Autobazaar gibt?! :)
 
 
 
Schmuggler-Bazaar
 
Heute haben wir mit "Prince" vereinbart auf den Schmuggler-Bazaar zu fahren. Das gebiet liegt in den Stammes-Gebieten und braucht eine spezielle Genehmigung für Touristen vom Stammesführer welcher dann ein sicheres Geleit garantiert. 
 
Bei Tee erklärt uns Prince dass seit 2005 oder 2008, ich kann mich nicht mehr erinnern, der offene Verkauf von Drogen und Waffen welche bis zum Panzer führte, von den Behörden abgeschafft wurde. Heute wird der ganze Handel "gentlemanlike" abgewickelt. Bei Tee und Gebäck mit dem Stammes-Führer, hinter verschlossenen Türen, nennt man seine Bestellung und erhält eine Probe der Ware wie Haschisch, Opium, Kalaschikovs etc. Ist man mit dem Preis einverstanden, wird einem die Ware geliefert.
 
Uns reizt nun die ganze Sache nicht mehr wirklich, da wir eigentlich nur gespannt waren und mit eigenen Augen den offenen Verkauf von Drogen und Waffen sehen wollten. Dann gehen wir lieber noch einmal auf den Auto-Bazaar. :)
 
 
Fazit
 
Ein erlebnisreiches Wochenende in Peshawar geht vorüber. Ich habe mich nach  einer kurzen Angewöhnungs-Phase überaus sicher und wohl gefühlt. Die historische Stadt hat viel zu bieten, aber am besten taucht man einfach ein in das hektische Getümmel der Bazaare und des pakistanisch-afghanischen Lebens.
 
Ein lohnender Ausflug sofern es die Sicherheitslage zulässt.
 

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