Karimabad

25.06.2012 15:51

 

 
Inhalt:
 
- Karimabad
- Die "Ultra Chaos Stelle"
- Französische Frustration
- Adler-Horst
 
 
Karimabad
 
Heute schlafen wir mit 5 Sternen. Das Hunza Baltid Inn gehört zur Kette der Serena-Hotels und bietet Ihren Gästen Luxus pur. Wir lassen uns die Zimmer zeigen und sind beeindruckt.
 
Ich schlafe natürlich wie gewohnt im Zelt auf dem Parkplatz vom Hotel. Dort treffen wir auch eine französische Familie mit Mercedes-Bus. Der Blick ins Hunza-Tal ist umwerfend. Vor uns steigt Rakaposhi, 7'788m in die Höhe. Links liegt der Diran (7'266m). Das Tal ist Grün und übersät mit Weizenfeldern. Durch einen breiten Canyon schlängelt sich der Fluss mit Namen "Hunza".
 
Über uns thront, am Ende des Dorfes Karimabad, das Baltid-Fort, ein im tibetischen Stil gebautes Fort an beeindruckendem Standort. Direkt hinter dem Fort türmen sich steile Felswände empor welche weiter hinten im Ultar-Gipfel (7'380m) enden. Nebenan sieht man die Spitze vom sogenannten "Lady-Finger".
 
Das idyllischen Dorf vermittelt den Eindruck eines touristischen Bergdorfes. St. Moritz für pakistanische Verhältnisse. Es gibt verschiedene, teure Souvenierläden, gestylte Cafés und gefälschte Toblerone-Schokolade (hier heisst diese "EVEREST"). Was es nicht gibt ist Pelzmäntel tragende Touristen und Giorgio Armani. Dafür verkauft der Opa an der Strasse nette Schafwolle-Hemden :o). In Fakt, wir sind praktisch die einzigen Touristen hier, was sehr schade ist, denn die Bergwelt um uns herum, die Atmosphäre mit dem Baltid-Fort und die in zwanzig Minuten zu erreichende, dicht gedrängte Altstadt um das Altid-Fort sind atemberaubend. Da kann die Schweiz mit Ihren Alpen gleich einpacken... Dies hier ist einmalig.
 
 
 
Die "Ultra Chaos Stelle"
 
Ja hier stehen wir nun, auf dem Erdrutsch der uns seit Weihnachten Kopfschmerzen bereitet. Gut fünfzig Kilometer nördlich von Karimabad endet nämlich die Strasse vom Karakoram-Highway. Zwei Jahre ist seit dem verheerenden Erdbeben vergangen welches eine zweiseitigen, gewaltigen Bergrutsch ausgelöst hat. Ein Augenzeuge erzählte uns wie Felsbrocken in Appartmenthaus-Grösse wie Spielbälle durch die Luft wirbelten und schlussendlich eine natürliche Talsperre formten. Der See der zwei Dörfer, Ackerland und die Strasse verschluckte ist heute 27km lang und an Stellen bis zu 150m tief.
 
Wir sind hier um die Möglichkeiten für den Transport unserer Fahrzeuge in Erfahrung zu bringen. Der französische Mercedes-Bus, also dessen Eigentümer, haben heute einen Termin mit einem Fischerboot welches den 35'000 Euro Bus über den See bringen soll. 
 
Wir sind schon sehr negativ beeindruckt von der Strasse welche vom Damm runter zur "Anlegestelle" führt. Strasse kann man dies natürlich nicht nennen. Pfad auch nicht. Eine Spur vielleicht, eine Piste? Nein, eine grottenschlechte, unbefestigte Holperpiste mit engsten Kurven, steilsten Abhängen und alles bedeckt mit einer 10cm tiefen Staubschicht. 
 
Die "Anlegestelle" verdient auch einen anderen Namen: "Chaos-Stelle" oder "Gerümpel-Stelle" oder am besten "Ultra-Chaos-Stelle", kurz "UCS" wären treffender. Etwa zehn Boote drängen sich gleichzeitig zur ultrakleinen "UCS". An der steilen und extrem unebenen Rampe welche zur "UCS" führt drängen sich fünf oder sechs Fahrzeuge. Einige sind uralte Landcruiser, andere Traktoren mit Anhängern. Viele Hände mit dazugehörigen Körpern rennen an der "UCS" umher, entladen Boote und beladen die wartenden Fahrzeuge. Passagiere drängen sich an den "Händen mit Körpern" vorbei und suchen sich einen Platz auf den Booten. Motoren heulen auf, ein Fischerboot versucht einen besseren Platz zu ergattern. Die schwer beladenen Traktoren kommen ohne das Zusatzgewicht von zwei oder drei Pakistanis auf der Vorderachse nicht den Berg hoch. Die Haarnadelkurve vor der Rampe ist ein Wagnis für jeden Traktor-Fahrer. Ein noch grösseres Wagnis geht jeder Passant ein welcher sich auf der Rampe bewegt, denn die Traktor-Fahrer sind offenbar von japanischen Kamikaze Brüdern geschult und mähen jeden von den Beinen welcher Ihnen in den Weg kommt. SO EIN CHAOS HABE ICH NOCH SELTEN ERLEBT. UND HIER SOLLEN WIR VERSCHIFFEN????????
 
 
Französische Frustration
 
Und so geht es den lieben langen Tag. Die Franzosen mit Ihrem Termin um 10 Uhr morgens stehen am Nachmittag um vier noch immer an der gleichen Stelle uns sind langsam frustriert. Wir fragen uns ob die heute noch hier weg kommen, denn das Chaos an der "UCS" ist noch nicht kleiner geworden.
 
Wir haben uns inzwischen die "UCS" und vor allem die Fischerboote etwas genauer angeschaut. Die grossen Boote können angeblich bis 15 Tonnen Gewicht aufnehmen und sind dementsprechend stabil gebaut. Die meisten wurden von der Hafenstadt Karachi hier in die Berge gebracht. Vom Meer in einen Bergsee?! Irgendwie bemerkenswert. :) 
 
Mark und ich unterhalten uns mit einigen Bootsleuten und kommen zum Schluss dass wir unsere zwei Fahrzeuge wohl sicher auf zwei zusammengebundenen Booten transportieren können. Sorgen machen uns die grossen Lastwagen welche die enge Strasse runter fahren müssen und an der "UCS" auf engstem Raum eine 90° Wendung hinbekommen müssen.
 
Mit vielen Informationen im Gepäck verabschieden wir uns von den Franzosen und wünschen Ihnen Glück.
 
 
Adler Horst
 
Um vor unseren sorgenvollen Gedanken bezüglich Seequerung etwas zu entfliehen, fahren wir die steile Strasse hoch zum "Eagle-Nest" oder Adler-Horst. Dies ist der höchste um Karimabad liegende Punkt und bietet ein 360° Panorama der Superlative. 
 
Im Hotel, wo wir wiederum auf dem Parkplatz übernachten dürfen, geniessen wir eine lokale Spezialität. Die Aprikosen-Suppe mit Nudeln wird besonders im Winter in den Haushalten gekocht und schmeckt sehr gut. Der Ausblick ist noch besser als die Suppe und unser morgendlicher Ausflug auf eine Anhöhe von wo aus wir den Sonnenaufgang beobachten ist schlicht unbeschreiblich.
 
INCREDIBLE PAKISTAN... es ist wahrlich verwunderlich wie ungemein einzigartig und spektakulär der Norden Pakistans auf seine Besucher trifft. Ich kann mir kaum einen beeindruckenderen Fleck auf dieser Erde vorstellen. 

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